Mittwoch, 12. Oktober 2016

"Ich liebe dich nicht!"



Im September haben wir Familienurlaub gehabt.
Strahlende Sonne, feiner Sandstrand, Meer mit unglaublichen Temperaturen... Entspannung pur!
Vom ersten Augenblick an wechselte ich in den Wohlfühlmodus, war ruhig und glücklich. War liebevoll zu meinen Kindern und geduldig mit ihnen.
Und prompt überrumpelte mein eher nüchterner Sohn mich damit, dass er mir ständig Liebeserklärungen machte, sich auf meinen Schoß kuschelte und wir uns abknutschten. Alles völlig ungewöhnliche Gesten meines 3-Jährigen. Ich spürte sofort: Es lag an mir und meinem Verhalten. Ich kann noch nicht einmal richtig benennen, was genau ich anders machte, als im Alltag Zuhause. Aber definitiv nahm ich mir mehr Zeit für ihn und war wohl auch etwas geduldiger als sonst (nicht eine meiner herausragenden Stärken!).








Drei Wochen später an einem trüben Herbstvormittag (um genau zu sein, heute Morgen!) bin ich gerade dabei, meinem Sohn die Jacke anzuziehen, bevor er in den Garten zum Spielen geht. Plötzlich sagt er: "Ich liebe dich nicht!" Nun, diese Aussage höre ich nicht das erste Mal. Er wechselt häufiger seine Meinung darüber, wen er liebt oder nicht liebt. Ich bin nur kurz entsetzt darüber, fange mich schnell wieder und antworte: "Ich liebe dich aber trotzdem." Ich ziehe ihn fertig an und er macht die Tür auf. Ich frage: "Gibst du mir noch einen Kuss?", wie wir es üblicherweise machen. Er bleibt stehen und überlegt wohl, wie er auf meinen erwartungsvollen Gesichtsausdruck reagieren soll. Er tritt von einen Fuß auf den anderen, dreht sich aber schließlich um und geht nach draußen.

Und während ich noch auf dem Boden hocke, wird mir auf einmal die Parallele zwischen Gott und mir bewusst. Gott liebt uns hingebungsvoll. Wie ein Vater seine Kinder. Völlig unabhängig von unseren Gefühlen für ihn. Und dann sehe ich mich, wie ich wie ein 3-Jähriger vor Gott stehe und sage: "Ich liebe dich nicht. Weißt du, ich möchte meine Zeit jetzt nicht mit dir verbringen. Da ist jetzt gerade so ein schöner Sandkasten draußen, der auf mich wartet. Ganz ehrlich, das ist doch viel Spannender. Was? Du willst mit mir reden, Zeit mit mir verbringen? Ich habe viel wichtigeres zu tun. Und deine Hilfe brauche ich auch nicht. Ich schaffe es schon alleine durch den Tag." Manchmal erhasche ich einen Blick auf Gottes verletztes Gesicht und es melden sich Schuldgefühle bei mir. "Ja Gott, nachher dann. Dann verbringe ich Zeit mit dir und höre mal zu, was du zu sagen hast. Aber jetzt? Sorry, keine Zeit."

Ich weiß, dass der Vergleich von mir zu Gott in dieser Situation ganz schön hinkt. Ich mag wohl Fehler gemacht haben, die so eine Aussage meines Sohnes hervorgerufen haben. Aber nicht so Gott. Er ist unfehlbar. Ist niemals unfair und ungeduldig, immer liebevoll und gerecht.

Aber diese Situation heute morgen hat mir ganz neu die Augen geöffnet: Gott liebt mich durch und durch. Und ich elender Sünder glaube immer wieder, dass ich es nicht nötig habe, in einer ständigen Abhängigkeit und Nähe zu ihm zu leben. Dass ich sein Wort und meine Gespräche mit ihm nur ab und zu brauche, wenn sich das schlechte Gewissen meldet.
Nein!
Ich will neu erkennen, was ich an meinem Herrn und Heiland habe. Welches Opfer er für mich gebracht hat, als er seinen Sohn töten ließ, damit ich leben kann.



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